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Fränkische Familie reist in 365 Tagen um die Welt
Die Familie Schebler war dann mal weg, ein ganzes Jahr lang. Die ganze Familie reiste von Bad Bocklet aus einmal um den Globus und hatte nach der Rückkehr natürlich viel zu erzählen. Sie stießen dabei auf ein riesengroßes Interesse der Ortsbevölkerung.
von SIGISMUND VON DOBSCHÜTZ
Kurzweilig erzählten die Globetrotter, wie es überhaupt zu dieser einjährigen Weltreise kam: Geplant habe man schon seit 2000, doch die Gelegenheit ergab sich erst 2012: Tochter Ina (20) hatte ihr Abitur in der Tasche und Anne (17) den Realschulabschluss. Schwieriger, wenn überhaupt denkbar, erschien das Unterfangen bei den Eltern, beim Unternehmer Georg (52) und der selbstständigen Fotografin Irene Schebler (52).
Beide hatten ihre Unternehmungen, einen metallverarbeitenden Betrieb (er) und ein Fotostudio (sie) in Großenbrach für ein Jahr an ihre Mitarbeiter übergeben. Mutig und erfolgreich: „Unsere Mitarbeiter arbeiten jetzt noch enger als Team zusammen“, sagte Georg Schebler nach der Rückkehr.
Durch 20 Länder
Ein ganzes Jahr hatten sich die Scheblers eine Auszeit vom beschaulichen Leben in Großenbrach genommen. Im Juli 2012 starteten Vater Georg, Mutter Irene und die zwei Töchter Ina und Anne auf eine Weltreise über die südliche Erdhalbkugel durch 20 Länder in Asien, Australien, Mittel- und Südamerika. Ende Juni 2013 kamen sie zurück und am Freitag berichteten sie im Bad Bockleter Kursaal zum ersten Mal öffentlich über ihre Erlebnisse, Eindrücke und über vieles, vieles mehr.
Bis auf den letzten Platz war der Kursaal gefüllt, als die Kurwarte noch immer Stühle anschleppen mussten. Eine lange Menschenschlange wartete an der Kasse geduldig auf Einlass. Ganz Aschach schien gekommen zu sein. Ein Bockleter Senior staunte: „Ich kann mich nicht erinnern, hier jemals eine so gut besuchte Veranstaltung erlebt zu haben.“
Ein Jahr mit der Familie
Nach Abwicklung aller Formalien und Planung der Reisestrecke entsprechend einer Klimatabelle ging es los. „Es war schon eine Besonderheit, ein Jahr lang mit der ganzen Familie unterwegs zu sein“, sagte Georg Schebler. Nicht in Nobelhotels, sondern in einfachsten Gästehäusern und Jugendherbergen „auf Augenhöhe mit den Einheimischen“ übernachteten die vier Scheblers. Ina: „Irgendetwas war immer kaputt.“ In eindrucksvollen Bildfolgen und witzigen Kurzfilmen, in denen man die Familie sogar tanzend „around the world“ erlebte, vermittelten sie ihren gespannt lauschenden Zuhörern Eindrücke von ihren Kontakten mit Natur und Bevölkerung.
Tochter Ina moderierte den Abend fröhlich und unbekümmert in dem Bewusstsein, als Zwanzigjährige weit mehr erlebt zu haben als die meisten im Saal. „Indien ist laut, es stinkt, ist eine einzige Baustelle und voller Menschen“, brachte sie, landestypisch gekleidet mit indischem Sari und mit Flip-Flops an den nackten Füßen, die Eindrucksvielfalt auf den Punkt. „Aber wir lieben es.“ Munter erzählte sie drauf los, manchmal augenzwinkernd, manchmal etwas zynisch. „Das wichtigste Teil am Auto ist in Indien die Hupe.“ Oder: „In der Stadt laufen mehr Tiere herum als bei uns auf einem Großbauernhof.“ Und noch eine Erkenntnis brachte sie mit zurück in die Rhön: „Papa kam mit dem Chaos nicht klar.“
Asien ist schon etwas anders
Nicht nur glückliche Momente erlebte die Familie. „Durchfall ist für Europäer in Asien nichts Besonderes“, verschwieg Ina Schebler auch Unangenehmes nicht. Tagelang war die Familie davon gepackt. „Ich habe innerhalb von 24 Stunden meine ganze Lebensenergie im Klo versenkt“, schilderte Vater Georg seinen damaligen Zustand. In solchen Situationen sei man froh gewesen, sich als Familie gegenseitig helfen zu können. Ärztliche Behandlungstipps holten sich die Scheblers via Email aus Deutschland.
Was auf manchen verwöhnten Europäer unangenehm wirken mag, gehöre in Indien zum Leben. Ina: „Armut ist in Indien selbstverständlich. Niemand dreht sich weg.“ Ein Slum unterscheide sich nicht von anderen Wohnvierteln. „Es gibt extrem Reiche und extrem Arme.“ Gerade die einfachen Menschen seien meist die liebenswürdigsten und hilfsbereiten gewesen, erzählt die Weltreisende aus ihren Erfahrungen, die sie rund um die Welt gesammelt hat.
„Verständigt haben wir uns meistens mit Händen und Füßen – und viel Lachen.“ Sie habe mit den Menschen keine bösen Erfahrungen machen müssen, erinnert sich die Zwanzigjährige. Mutter Irene ergänzt: „An den Augen haben wir erkannt, wem wir vertrauen konnten.“ Vertrauen war wichtig, denn Vieles konnte erst unterwegs organisiert werden. Die Aufgaben waren verteilt, berichtete Tochter Anne (18): „Papa war der Planer, Mama war die Organisatorin, Ina auch – und ich habe den Urlaub genossen.
Familie Schebler aus Großenbrach ist zurück von ihrer Weltreise. Von links: Georg, Ina, Anne und Irene Schebler. Fotos: Sigismund von Dobschütz