INAs Welt: Nur mit der Lunge und einem starken Geist 24 Meter in die Tiefe tauchen

Mein Arm liegt auf der Boje, die am Grund der Karibischen See vor der Küste Honduras befestigt ist. Ab und zu schwappt ein Welle in meinen Schnorchel. Der Wind ist stark und bringt das Meer in Bewegung. Ich versuche mich davon nicht ablenken zu lassen, liege mit dem Gesicht nach unten im Wasser, habe die Augen geschlossen und konzentriere mich seit zwei Minuten nur auf meine Atmung. So wie es mir mein Lehrer gestern erklärt hat. In den Bauch, vier Sekunden ein, sechs Sekunden aus, vier Sekunden ein, sechs aus.
Das ist mein zweiter Tag des Freitauch-Kurses. ….
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Inas Welt: Weißes Pulver in Honduras

Das Café auf der zu Honduras gehörenden Insel Utila verschwimmt am Rande meines Blickfelds. Mit ihm die Leute, die dort sitzen, die Geräusche und alle Gedanken in meinem Kopf. Ich sehe nur noch die braunen Augen des Mannes vor mir.

Er hat sich zu mir vorgebeugt, und sagt in dem schwer verständlichen Englisch, das auf der Insel gesprochen wird: „Ich nehm dich mit nach Klein-Kolumbien.“

„Kolumbien?“ frage ich verwirrt.

„Ich nenne jenen Teil der Insel so. Du kannst dir schon denken, warum,“ antwortet Webb und nimmt einen Schluck aus seiner Bierflasche. Es ist ein Uhr mittags. Jeder auf der Insel kennt ihn, und er kennt jeden. Deshalb habe ich mich an ihn gewandt. Meine Kamera wurde gestohlen und ich will sie wieder haben.

„Kommen eigentlich die ganzen Drogen hier wirklich aus Kolumbien?“ fragt Mark interessiert, ein amerikanischer Reisender, der mir bei der Suche hilft. „Willst du mich ausfragen?“ schnauzt Webb zurück. ….

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last step

Nach der Paradiesinsel zogen wir wieder in unser Apartment in Rio zu Franklin und er fand wieder etwas schönes in seiner Stadt, das er uns zeigen kann: Das Künstlerviertel Santa Theresa, wo wir die netten Läden durchstöberten und in gemütliche Cafés einkehrten.
(Weil ich mit dem iPad hier nicht zurecht komme, liegen diese Bilder ganz unten)
Dann verließen wir Río wieder, um mit dem Flieger nach Brasília zu fliegen. Die Hauptstadt Brasiliens liegt auf einem Hochplateau in 1.200 m Höhe. Die 5.822 km² Fläche im Distrito Federal do Brasil ist Heimat von 2,5 Millionen Einwohnern und durfte auch uns Vier für zwei Nächte dazu zählen. Man könnte ja meinen nach einer Weltreise könne einem nichts Neues mehr unterkommen, aber wieder wurden wir überrascht. Brasília wurde vor 50 Jahren aus dem Nichts in unbewohntes Land gebaut. Die Planung übernahm Oskar Niemeyer und der dachte sich nicht einfach einen praktisch angelegten Regierungssitz aus, sondern schuf ein Kunstwerk. Der Grundriss stellt ein Flugzeug dar. Die wichtigsten Gebäude und Denkmäler stehen im Rumpf, der durch einen breiten Rasenstreifen gebildet wird, umrahmt von den wichtigsten Hauptstraßen der Stadt. Viele dieser Gebäude wurden von Niemeyer selbst entworfen. Und jedes einzelne ist eine Skulptur, nur dass sie nicht in einem Museum verstaubt, sondern täglich genutzt, bewohnt und bestaunt wird.
Franklins Rat folgend organisierten wir ein Mietauto, mit dem wir ohne Rücksicht auf Müdigkeit oder Hunger alle architektonischen Wunderwerke der Stadt abklapperten und viele Speicherkarten mit Fotos füllten. Georg schaffte es irgendwie das Auto kratzerfrei wieder abzugeben, auch wenn gut die Hälfte der gefahrenen Kilometer auf dem Tacho von Umwegen stammen, wenn wir uns verfahren hatten. Der Verkehr in Brasília ist lange nicht so beängstigend wie in Río, denn Niemeyer hat für viel Platz gesorgt, auf den Straßen und den Parkplätzen. Aber er ist doch anders als in Deutschland.
Nach dem Power-Sightseeing in der Hauptstadt, fuhren wir nach Abadiania, wo ein Mann sein Zentrum aufgebaut hat, der sich Joao de Deus nennt, John of God. Er gilt als Wunderheiler und wichtigstes Medium Brasiliens, vielleicht sogar der ganzen Welt, wie uns einer seiner Helfer sagte. In den Läden des Dorfes hat der überwiegende Teil der Klamotten eine weiße Farbe und Ketten haben üblicherweise Kristalle eingearbeitet. Das ganze Leben in Abadiania richtet sich nach dem Zentrum Joaos, denn alle Leute, die sich hier her verirren, kommen wegen dem Heiler. Auch wir waren dabei und wurden Zeuge einer Operation. Irene bekam noch eine geistige Reinigung  und ist deshalb auf allen Fotos seitdem mit Regenschirm zu sehen. Der wurde ihr zum Schutz verschrieben. Als Joao zwei Tage nach unserer Ankunft abreiste (nach Europa), war plötzlich auch das Dorf wie ausgestorben. Läden blieben geschlossen, keine weiß gewandeten Menschen mehr auf der Straße und die Besitzer der Hotels verreisten.
Nächster Stop und gleichzeitig letztes Ziel war Goiania. Dort wohnt Edilene, die Georg und Irene auf ihrer Brasilienreise vor 22 Jahren kennengelernt haben. Bei ihr verbrachten wir einige Tage und wohnten in ihrem neuen, riesigen Haus, in das sie vor unserer Ankunft schnell noch eingezogen ist, damit wir mehr Platz haben. Immer umgeben von der Familie, den Schwestern Maria und Regina und der Mutter, machten wir Ausflüge, kletterten auf ein Hochhausdach und trafen Vorbereitungen für unsere Rückkehr nach Deutschland.
Nun geht es wieder für zwei Tage nach Rio wo wir unser überflüssiges Gepäck in „unserem“ Apartment abholen um die Heimreise anzutreten.

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Unterwegs mit Brasilianischen Freunden

Mit Brasilien beschritten wir nicht nur das letzte Land auf unserer Reise, sondern auch eine neue Etappe. Und diese Etappe kennzeichnet sich durch eine andere Art zu reisen, denn nun reisen wir mit Freunden.
Unsere Reiseroute durch Brasilien richtete sich nach den Wohnorten der netten Gleitschirmflieger, die wir vor Monaten in Chile kennengelernt und die uns eingeladen hatten. Nach einer 18-stündigen Fahrt und 1100 Kilometern von Foz do Iguacu nach Botucatu standen wir vor Marcos verschlossenem Haus. Er ist Arzt und hatte noch Dienst im Krankenhaus, doch er organisierte uns jemanden, der uns den Schlüssel zukommen ließ. Wir enterten das winzige Häuschen mit unseren acht Rucksäcken und fragten uns wo wir wohl schlafen sollten. Er hatte schon angekündigt, dass sein Haus klein sei, dafür aber ein großes Herz habe. So war es denn auch. Wir verbrachten vier Tage bei ihm und er zeigte uns die Gegend. Wir kochten viel und verwöhnten ihn im Gegenzug mit deutschen Speisen, verstopfter Toilette, belagertem Schreibtisch, tausenden Fragen, die er Tag und Nacht beantworten musste, einem Haufen Lärm in seinem sonst so ruhigen Leben und Unordnung wo man hinsah. Er dankte uns dafür noch Tage später mit E-Mails und Anrufen und versicherte uns immer wieder, ihm wäre es am liebsten, wenn wir sofort wieder zurück kommen würden.
Dann ging es wieder mit einem Nachtbus nach Rio de Janeiro. Die Aircon war wieder einmal bis zum Anschlag hochgedreht und wir zitterten schlaflos vor uns hin. Rio erreichten wir völlig übermüdet in der Morgendämmerung und unser Taxifahrer fand die Adresse von Franklin auf Anhieb, was uns immer wieder ein Rätsel ist, da wir keine Ordnung in diesem System erkennen können, das sich Verkehr-von-Rio nennt.
Auch Franklin war in Iquique gewesen, allerdings hatten wir damals wenig mit ihm zutun gehabt. Marco hatte ihn gebeten für uns auf die Couch zu ziehen und uns sein Bett zu überlassen. Das tat er dann auch und kaufte extra für uns Stapel neuer Bettdecken, Handtücher und Überzüge. Wieder schafften wir es mit unserem Einzug ein Leben auf den Kopf zu stellen.
Franklin zeigte uns weitere vierTage lang diese schöne Stadt. In seinem 500er FIAT eingequetscht holperten wir durch die Landschaft und bestaunten die faszinierenden Strände, Berge und Sehenswürdigkeiten. Seine Wohnung hingegen war riesig und der Blick aus den großen Fenstern über die Stadt mit den grünen Bergen dahinter und dem blauen Himmel war schlichtweg fantastisch. Ina machte einen mehrstündigen Flug mit dem Gleitschirm etwas außerhalb von Rio, wo sie die brasilianischen Piloten beeindruckte und zum Fotomotiv Nummer Eins wurde. Blonde Mädchen fliegen hier scheinbar recht selten.
Der nächsten Einladung folgend, kamen wir nach Bom Jardim, was „schöner Garten“ bedeutet. Das können wir nur bestätigen, denn die Landschaft dort haute uns fast um. Auf unserer ganzen Reise haben wir solche Hügel- und Bergformationen noch nicht gesehen.
Im Ort Novo Friburgo, einer ehemals deutschen Siedlung, wurden wir beim geplanten Umstieg in den nächsten Bus von einer handvoll Gleitschirmflieger überrascht, die uns plötzlich um den Hals fielen und abknutschten, als wir völlig verschlafen aus der Bustür stiegen. Sie wollten uns die letzten 30 Kilometer Busfahrt ersparen. Die Überraschung war ihnen gelungen. Die nächste fünf Tage waren von langen Ausflügen geprägt, die uns mit den Allradfahrzeugen über steile Lehmpisten in die entlegensten Gebiete brachten. Dort hatten die Jungs ihre Startplätze zum Gleitschirm fliegen. Wir bekamen auf Wandersons Farm ein eigenes Haus zugewiesen. Er war es gewesen, der uns in Iquique das Versprechen abgenommen hatte, ihn zu besuchen. Und das hatte er geschafft, ohne dass wir auch nur eine Hand voll Wörter in der selben Sprache kannten. Bei Marco und Franklin hatte es keine Verständigungsprobleme gegeben, weil beide gutes Englisch sprechen. Doch in Bom Jardim sprach fast niemand Englisch oder Spanisch, was erhebliche Anstrengungen auf beiden Seiten erforderte. Doch trotzdem half uns unser Spanisch, das wir in Central Amerika gelernt hatten. So konnten wir uns über ähnlich klingende Worte, mit Händen, schauspielerischem Talent, Improvisation und viel Geduld unerwartet gut über alle Themen unterhalten. Vor einem Jahr noch hätten wir das nicht hinbekommen, doch unsere „World hand and foot Communication“ half uns über alle Blockaden hinweg und wir behaupten die Wortlose Weltsprache inzwischen perfekt zu beherrschen. Kleines Übungsbeispiel: Versucht mal einem Portugiesen zu erklären, der nur seine Muttersprache spricht, dass ihr im Supermarkt Quark kaufen wollt.
Alle Piloten des Orts kümmerten sich abwechselnd um uns und schwänzten stundenweise die Arbeit. Jeden Abend kochte jemand anderes für alle in seinem Zuhause. Den letzten Abend übernahmen wir. Es lässt sich mit Annes Worten gut zusammenfassen: „Wir wissen halt, wie man Party macht!“ Wir verwöhnten unsere Freunde mit griechischem Zitronenhuhn (Dank an unsere Lieblingsnachbarin und ihr Rezept) und Georg braute einen Zaubertrank, mit dessen hilfe der Abend einfach umwerfend werden musste. Oma Annas Punsch wirkt auch über die Grenzen Großenbrachs hinaus am anderen Ende der großen Welt seine Wunder. Die Jungs hatten die Wirkung von Georgs süffig süßen Punschs unterschätzt, sodass das Abendessen zu einem ausgelassenen Fest mit Tanz und Gesang wurde.
Der Abschied war herzzerreißend… Für beide Seiten.
Doch wir mussten weiter, da noch so manches auf der ToDoListe stand.
Wieder zurück in Rio fielen wir Franklin im Eingang zu unserem Apartment um den Hals. Es war wie nach hause kommen, der Kühlschrank war mit allem gefüllt, das wir gerne aßen und mit der Ruhe und Ordnung in seiner Wohnung war es wieder dahin. Franklin behauptet trotzdem das sei ganz toll, dass er jetzt eine deutsche Familie hat.
Er ließ es sich nicht nehmen, uns zum drei Stunden entfernten Hafen zu fahren, von wo wir auf die Ilha Grande, die große Insel, übersetzten. Auch der Pilot Sebastiao kam mit seinen beiden Kindern mit. Mit ihm hatten wir in der Vergangenheit schon viel Spaß. Eigentlich stand die Insel nicht auf unserem Plan, doch immer wenn Brasilianer den Namen der Insel hören, bekommen sie glasige Augen. Das können wir nun auch nachvollziehen. Auch hier müsste man zu weit ausholen, um diese magische Landschaft und die Strände zu beschreiben… Wir hatten viel Spaß mit Sebastiao und den süßen Kindern, die nach zwei Tagen auch schon eine Sprache entwickelt hatten, mit der wir uns super verständigen konnten. Für Irene gab es eine dunkle Seite, genauer gesagt ihre linke Seite. Denn im Vorbeilaufen hatte ihr ein Palmblatt ins Auge gestochen, was sie drei Tage lang erblindete. Doch kaum hatte sie sich in die Pflege Fanklins übergeben, kehrte auch das Augenlicht wieder.
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Tosendes Wasser

Wir erreichten Brasilien über die mehr als 500 Meter lange „Brücke der Freundschaft“, die Paraguay mit Brasilien verbindet.

Wieder suchten wir uns eine ruhige Unterkunft aus. Doch war auf der Internetseite des Hostels nicht zu erkennen, WIE ruhig es liegt. Das Taxi durchquerte die Stadt Foz do Iguacu komplett und brachte uns weit aufs Land hinaus. Die Fahrt ging lange über Feldwege und Lehmpisten bis wir endlich unser Ziel erreichten. Und wir waren wieder einmal die einzigen Gäste. Doch dafür sehr nahe an den berühmten  Iguazu-Wasserfälle, was in der Guaranisprache „Großes Wasser“ bedeutet, und eines der vielen Naturwunder Brasiliens ist. Jahrtausendelang waren die Wasserfälle eine heilige Begräbnisstätte für die Stämme der Tupi-Guaraní und die Paraguas, ehe sie der weiße Mann entdeckte.
Die 275 Wasserfälle erstrecken sich über eine Breite von 3 km und fallen 80 m in die Tiefe. Dadurch sind sie breiter als die Victoria-Fälle, höher als die Niagara-Fälle und schöner als beide. Beim Anblick dieses Wunders war uns klar, dass weder Worte noch Fotos diesen Wassermassen gerecht werden, man muss sie gesehen und gehört haben. Wir verbrachten zwei Tage an den Fällen und reisten auch für einen Tag nach Argentinien, um sie von dort aus zu sehen. Einfach unbeschreiblich. Uns wurde wieder einmal bewusst, wie klein wir sind, welche Kraft die Natur hat und mit welcher Schönheit der liebe Gott doch unsere Erde gesegnet hat.
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Wenn Götter durch Coca-Blätter sprechen

Ich bin in Cusco, Peru, und sitze auf dem Boden. Vor mir ist eine Decke ausgebreitet. Auf ihr liegen gewebte Bänder, Kästchen und ein Haufen getrockneter Blätter.Mir gegenüber sitzt ein Peruaner, der eine Art Decke über den Schultern trägt, die traditionelle Kleidung. Dazu hat er eine kunterbunte Strickmütze auf, an deren Seiten dicke Wollbommel in allen Farben herabhängen. Er ist ein Schamane.Über 90 Prozent der Peruaner sind Christen, doch pflegen viele von ihnen noch Traditionen der Inkas und geben Wissen weiter, das aus der Zeit stammt, bevor die Spanier in ihrem Land eintrafen.Der Schamane nimmt einen Stapel Blätter und beginnt schnell zu sprechen. Es hört sich an wie eine Beschwörung. Dabei stopft er sich immer wieder Blätter in den Mund und kaut darauf herum. Es handelt sich um Coca-Blätter. Und das Kauen dieser Pflanze ist ……

 

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Auf alten Pfaden

Nach einem kurzen Flug von Costa Rica nach Panama folgte ein langer Flug über den Amazonas und eine weitere Äquatorüberquerung. Wir landeten spät in der Nacht in Asunción der Hauptstadt Paraguays. Wir suchten lange mit unserem geduldigen Taxifahrer nach der Adresse unseres Hostels. Doch als wir es nach Mitternacht endlich fanden und schon fast eingecheckt hatten, stellten wir fest, dass wir uns bei unserer Recherche die falsche Adresse notiert hatten. Wir mussten unseren netten  Taxifahrer wieder zurückpfeifen, um das richtige Hostal zu finden. Nach einigen weiteren Telefonaten und ewigem Kreuzundquer- durch-die-Stadt-fahren landeten wir dann endlich völlig übermüdet in einer der freundlichsten Unterkünfte, die wir je hatten.
Schon vor 22 Jahren waren Georg und Irene in Asunción und starteten von hier eine abenteuerliche Reise, die Ina und Anne aus vielen unglaublichen Geschichten kennen. Damals suchten die Beiden ein neu gegründetes SOS-Kinderdorf und übernahmen ihre erste Patenschaft für ein kleines Mädchen. Heute sind wir nach Paraguay gekommen, um unsere Patenkinder zu treffen. Über zwei Jahrzehnte später reisen wir also auf gleichen Pfaden.
Wie damals nehmen wir Kontakt mit dem Patenbüro der SOS-Kinderdörfer auf und bekommen Informationen zu Busverbindungen und Kontaktpersonen. Doch schon zu Anfang weicht der Weg etwas vom damaligen ab, denn von der Hauptstadt aus fahren wir nach San Ignatio, einer kleinen Stadt, in der ein Kinderdorf für behinderte Kinder gegründet wurde. Das gab es beim letzten Besuch von Georg und Irene noch nicht. Dort lebt Carlos-Alberto, den wir bisher nur von Fotos kannten. Wir verbringen zwei Nachmittage mit ihm und lassen uns von ihm und dem Dorfleiter Dr Pablo herumführen und uns von seiner Pflegemutter mit leckerem Saft und Gebäck verwöhnen. In dem Dorf Panambi leben 48 Kinder, die in acht Familien untergebracht sind. Seit ein paar Jahren wird mehr auf Integration gesetzt, weshalb das Dorf mit einem weiteren zusammengelegt wurde. So ist Dr. Pablo Vater von 150 Kindern und jungen Erwachsenen, die bereits auch außerhalb des Dorfs ein eigenständiges Leben führen.
Von San Ignatio kehren wir auf den Weg zurück, den auch die Eltern eingeschlagen hatten: Wir fahren mit dem Bus Nach Hohenau, einer ehemalig deutschen Siedlung, in der das andere Kinderdorf liegt. Ina und Anne kennen Geschichten über diese Fahrt: Wie Georg und Irene vor 22Jahren nach Stunden auf staubigen Straßen, zusammengepfercht in einem überfüllten Bus, ohne einen Pfennig Bargeld in den Taschen völlig dehydriert in brütender Hitze in Hohenau ankamen und dort wieder aufgepäppelt wurden. Aber diesmal haben sie ja zum Glück ihre Kinder dabei, die schon dafür sorgen, dass den Eltern nichts zustößt. So steigen wir sogar früher als erwartet aus dem Bus aus, der verglichen mit zentralamerikanischen Bussen super bequem ist, und laufen bei angenehmen Temperaturen den schattigen Weg zum Hauptgebäude des SOS-Kinderdorfs herauf.
Wie damals werden wir super freundlich empfangen und herzlich aufgenommen. Wir dürfen sogar im Gästehaus wohnen. Und wir treffen Patricia wieder, die inzwischen 23 Jahre alt ist und nichts mehr mit dem abgemagerten Kleinkind gemeinsam hat, das Irene vor 22 Jahren auf dem Schoß hatte. Wir haben ein Foto dabei, das die Szene zeigt und schenken es Patricia. Die junge Frau ist inzwischen nicht mehr im Patenprogramm, lebt in ihrer eigenen Wohnung und arbeitet auf der Gemeinde. Wir verbringen viel Zeit mit ihr und sie organisiert sogar ein Treffen mit dem Bürgermeister, Herr Scholz, der  beim letzten Besuch von Georg und Irene noch der Leiter des Kinderdorfs war und ihnen tagelang die Umgebung gezeigt hat. Auch diesmal lässt sich der freundliche Mann nicht davon abbringen uns mit seinem Auto herumzufahren und alles zu zeigen und zu erklären, obwohl er schon am nächsten Tag in die USA zu einer Konferenz fliegt. Er zeigt uns stolz sein Reich: Den ersten Traktor der Gemeinde, das große Fachwerkhaus, in dem die Deutschen ihre Feste feiern, erklärt uns die Geschichte Hohenaus, und präsentiert stolz die neu geteerten Straßen. Er zeigt uns eine große Ruine der ersten Jesuiten- Mission Südamerikas und fährt uns noch nachts zum Fluss Parana, damit wir einen Blick auf Argentinien werfen können. Und erzählt uns erst danach, dass er eigentlich auf der Geburtstagsfeier seiner Mutter erwartet wird. In jedem seiner Worte kann man die Begeisterung hören, die auf einen überspringt, wenn er spricht.
Und wir lernen auch Mariella kennen, unser jüngstes Patenkind, die wir am liebsten mit nachhause genommen hätten, weil sie so süß ist. Sie wohnt in dem einzigen Haus des Dorfes, in dem nur Mädchen leben. Es war zu süß wie sich da alle sieben Geschwister nach der Reihe vorstellten, und jede in rosa gekleidet war, eine hübscher als die andere. Das Haus ist das einzige des Kinderdorfes, dessen Veranda rosa gestrichen ist, an einer Leine vor der Haustür hängen bauschige Röcke, denn fast alle Mädchen tanzen und im Haus ist nicht genug Platz für die vielen Kleider, die sie bei die traditionellen Tänzen tragen. Unsere Mariella mit den entzückenden Pausbäckchen und braunen schulterlangen Locken, die ihr hinreißendes Lächeln einrahmen, hat uns sogar mit ihrer großen Schwester zusammen etwas vorgetanzt.
Nach drei Tagen fiel der Abschied, wie schon vor 22 Jahren, schwer. Und wie damals ging es von Hohenau nach Ciudad del Este und von dort über die Grenze nach Brasilien. Nur schoben wir diesmal eine Besichtigung des Itaipu Staudamms davor, der bis vor wenigen Jahren der größte der Welt war. Und noch etwas machten wir anders: wir überquerten die Grenze in problemloser Routine. Vor 22 Jahren mussten die Eltern in einer Nachtundnebel-Aktion wieder illegal aus Brasilien ausreisen, um legal wieder einreisen zu können, damit sie ihren Stempel in den Pass bekommen, den sie zuvor nicht erhalten hatten.
Patricia und Irene 1991

Patricia und Irene 1991

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unsere Route in Costa Rica

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unsere Route

unsere Route

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Costa Rica Part two

Unsere letzten Tage in Zentralamerika verbrachten wir größtenteils an den einsamen Stränden in der Nähe von Puerto Viejo. Das Band hellen Sands zieht sich dort im Süden des Landes kilometerweit am Regenwald entlang, in dem Brüllaffen rufen, Kolibris von Blüte zu Blüte flattern und Blattschneiderameisen ihre Autobahnen durchs Laub bauen. Nur selten sahen wir andere Menschen vorbeilaufen, wenn wir in unserer Hängematte unter den tiefhängenden Ästen schaukelten oder auf große Wellen warteten, auf denen wir uns ans Ufer spülen lassen konnten, um gleich darauf wieder ins warme Wasser hinauszurennen, wo wir auf die nächste warten.
Die allerletzten Nächte wohnten wir auf einem Berg mit Ausblick über ein weites Tal, das näher an San Jose gelegen war, sodass wir von dort direkt zum Flughafen fahren konnten.
So endet auch dieser Abschnitt der Reise, in dem wir eine Sprache lernten (wenn es auch noch einigen Verbesserungsspielraum gibt), viele tolle Menschen trafen, Freundschaften schlossen, in die Unterwasserwelt abtauchten, Tiere sahen, von deren Existenz wir nichts wussten und Paradiese entdeckten. Dazu fällt mir etwas ein, was ein junger Mann gesagt hat, mit dem wir uns in einem Bus unterhalten haben: „Warum sollten wir erst nach dem Tod ins Paradies gehen? Gott hat so viele davon auf der Erde geschaffen. Also sollten wir doch die Zeit hier nutzen und sie im Paradies verbringen.“
Hast du den Film gesehen?     http://youtu.be/rK7yqQBc71w
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Another day mit den Scheblers

http://youtu.be/rK7yqQBc71w   < hier klicken, um einen Reisetag mit uns zu erleben….

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