Sulawesi: Blutige Beerdigungsrituale, Schlammpisten und einsame Inseln

Der größte Inselstaat der Welt, Indonesien, gilt als tektonisch aktivstes Gebiet der Erde. Sulawesi, früher Celebes ist eine der 17.000 indonesischen Inseln. Sie liegt zwischen Borneo und Neuguinea. Sulawesi ist teils vulkanischen Ursprungs. Die 12 heutzutage noch aktiven Vulkane befinden sich jedoch ausschließlich im Nordteil der Insel. Mitten durch die Insel verläuft der Äquator. Unser Ziel war die kleine Togianinsel -Bolilanga- 30 Kilometer südlich des Äquators. 
Der Weg dorthin war beschwerlich lange. Wir reisten in Etappen von der Inselhauptstadt Makassar im Süden über das Torajagebiet. Dort fuhren wir täglich mit Mopeds durch die Berge, Dörfer, über Viehmärkte und auf eine mehrtägig Beerdigungsfeier mit hunderten geopferten Schweinen und Büffeln.
 Schließlich ging’s durch Zentralsulawesi nach Tentena am Lake Poso. Wir sahen einen außergewöhnlich schönen Wasserfall und erlebten die brutalste Jeepfahrt aller Zeiten (Schlammwege, die in Europa als unpassierbar gelten, werden hier als gute Straße bezeichnet). 
Von da ging es mit einem Minivan nochmals sechs Stunden zur Hafenstadt Ampana und am nächsten Tag mit der Fähre sieben Stunden nach Katupat.
 Dort trennte uns dann nur noch eine etwa 15-minütige Bootsfahrt von der nur etwa 400 Meter langen Insel Bolilanga.
Je weiter wir uns nach Norden bewegten, desto dünner wurde das Internet, bis schließlich überhaupt keine Verbindung mehr bestand.

Jetzt war erst mal Ruhe angesagt. Die meiste Zeit gehörte die Insel uns alleine.
Korallen vor der Hütte, Wassertemperatur über 30 Grad. Luft 30 bis 37 Grad. Die jungen Mitarbeiter spielten Gitarre am Stand, machten Flickflacks und Saltos ins Wasser und besorgten täglich Frischwasser von der Nachbarinsel damit wir uns mit einem bereitgestellten Eimer das Duschwasser über den Kopf schütten konnten.
Urlaub vom Urlaub. 🙂
Am Ende wollte uns die kleine Insel Bolilanga gar nicht mehr weg lassen. Der Fischer mit dem einzigen Boot, weigerte sich uns bei DEM Wellengang zu fahren. Wir haben auf dem Riff gar nicht glauben können, dass die bisschen Wellen gefährlich sein sollten. Nach 2 Tagen Warten, hatten wir ihn dann doch überredet uns zu fahren. Kaum waren wir etwas vom Riff entfernt, merkten wir auch, warum er sich so lange gedrückt hat.
Er fuhr uns auf die etwas größere Insel Kadidiri, wo wir vier weitere Tage verbrachten. Mehr Touristen, nicht ganz so unberührte Korallen, dafür besseres Essen als auf Bolilanga und super nette einheimische Leute. Weil wir wegen der starken Wellen weder Schnorcheln noch Tauchen konnten, lernte Anne von den Einheimischen Billard und Ina neue Kartenspiele. Außerdem hatten wir hier das beste Publikum aller Zeiten beim Vorführen unserer Familien-Jahresrückblick-Filme. Das komplette Personal versammelte sich um das Laptop und verfolgten begeistert mit lauten Ausrufen und erstaunten Geräuschen, wie wir Gleitschirm fliegen, den Rasen mähen oder wie Schneemänner aussehen. Sie lachten über den Chef einer Firma, wie er da telefoniert und verstanden überhaupt nicht, wie man Hühner halten kann, die nicht geschlachtet werden. Während der bereits gebuchte Flug nach Bali immer näher rückte, wollte der Wind nicht nachlassen und so waren wir wieder auf einer Insel gefangen. Die Wellen wurden immer höher, das Meer immer aufgewühlter. Die Fähre mit der wir eigentlich aufs Festland fahren wollten, verpassten wir, weil wir nicht zur Anlegestelle fahren konnten, die auf der nächst größeren Insel liegt. Dann saß die Fähre im Hafen von Ampana fest und fuhr gar nicht mehr. Während die Kinder bereits die typisch Asiatische Nicht-aufregen-das-beste-drauß-machen-Haltung übernommen hatten und die Hängematten und Kartenspiele genossen, rannte Irene herum um für alle Eventualitäten einen Plan zur Hand zu haben. Weil die Fähre nicht kam, verpassten wir unseren bereits bestellten Bus zum Flughafen.
  Ohne Internet und Telefon, muss man sehr flexibel sein.
 Eines morgens wurden wir dann noch vor Sonnenaufgang geweckt und mussten sofort ins Boot springen, da die Wellen noch niedriger waren und die Leute vom Hotel unbedingt Süßwasser für ihre Gäste und Vorräte für die Küche holen mussten. Innerhalb weniger Minuten auf dem Meer waren wir völlig durchweicht und das Gepäck pitschnass. Bei dieser Fahrt lernten wir, dass man mit einem Boot nicht nur fliegen, sondern auch auf Wellen surfen kann… Auf dieser Insel mussten wir einen weiteren Tag verbringen, bis die Fähre kam, aber auch das war bis spät am Abend nicht sicher. 
Selbst die große Autofähre hat bei ihrer 6Std. Überfahrt ganz schön gerollt. Die anschließende 10Std. Minibusfahrt mit einem aggressiv fahrenden Busfahrer, einem schreienden Baby, einem sich ununterbrochen übergebenden Jungen und kettenrauchenden Männern im Kofferraum (sie hatten keinen Platz mehr auf den Sitzen) sowie einer Durianfrucht irgendwo in einer Tasche, hat uns dann mürbe gemacht. Durian ist eine große, geruchsintensive Frucht, die unerklärlicher weise von allen Indonesiern geliebt wird. Als wir dann morgens um 4 Uhr in Paul ankamen, fanden wir einen verschlossenen, komplett dunklen Flughafen vor und strickten uns erstmal auf den Metallstühlen vor dem Eingang aus bis es hell wurde. So hat uns am nachmittag der verspätete Abflug mit seinen Turbulenzen schon nichts mehr ausgemacht. Außer, dass wir deshalb eigentlich unseren Anschlussflug in Makasar verpasst hätten. Aber durch einen glücklichen Zufall war dem dann nicht so. Bei der Zwischenlandung in Makassar lernten wir auch noch den netten Piloten unserer Maschine kennen. Als der den Mädchen anbot während dem Flug mal ins Cockpit zu schauen, war der der am lautesten und begeistertsten „Jaaaaaa!!!“ schrie unser kleiner Georg. Ina durfte dann sogar noch bei der Landung zwischen den Piloten sitzen und die Landebahn durch das Panoramafenster bewundern und verfolgen wie die tausenden Hebel und Schalter umgelegt wurden. Ein gelungener Abschluss unseres wunderbaren Aufenthalts in Sulawesi.
Endlich wieder in Ubud angekommen konnten wir uns auf die Geburtstagsfeier von Georg freuen. Bali- mit richtigem Kaffe und Kuchen…

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Eine Antwort zu Sulawesi: Blutige Beerdigungsrituale, Schlammpisten und einsame Inseln

  1. Fabiola schreibt:

    3 Wochen Warten haben sich doch voll gelohnt. Wieder wunderschöne farbenfrohe Bilder und spannende Geschichten. Das mit den Tieren ist für einen Vegetarier nicht so schön, aber so sind halt andere Kulturen. Wie immer bohrt das Fernweh. Euch allen lieben Dank!

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